von Rachel Lee aus Hong Kong,
Auf dem Rückflug nach Hong Kong tauchen Erinnerungsstücke wie Seifenblasen in meinem Kopf auf. Ich denke an das Kissen und die Matratze, auf der ich vor einem Jahr in Hong Kong geschlafen habe, und an das Gesicht von Matthias, meinem Chef in der ESG (Ev. Studierendengemeinde), und an das leere Zimmer zu Hause und an das Lachen und die Tränen, die ich mit anderen VEM-Freiwilligen geteilt habe, und an den Moment,
als ich mich mit Freund*innen in Hong Kong über Skype unterhalten habe. Hong Kong, Deutschland, Hong Kong, Deutschland, Hong Kong. Menschen und Sachen geraten durcheinander und ploppen in meinem Kopf auf.
Und ganz plötzlich enden die Erinnerungen mit der Hektik beim Buchen des Rückflugs und den Neuigkeiten des Virus. Nur das Nicht-Rauchen-Schild leuchtet in der Flugzeug-Kabine. Meine Erinnerungen schwirren wir unter einem Schirm um mich herum. Mir wird klar, dass dieser Flug nicht einfach nur eine Flucht vor der Epidemie war. Er ist auch ein Ende. Der strahlend sonnige Tag draußen im Garten vor dem großen Fenster wird vorbei gehen. Dieser Flug ist wie eine 12-Stunden-lange Abschlussfeier. Auch wenn diese Abschlussfeier ziemlich schnell vorbeirast: die Bedeutung bleibt gleich. Das tägliche Tagebuch-Schreiben ist vorbei. Ich muss mir nicht überlegen, was ich zu Mittag oder zum Abend essen möchte und mir eine entsprechende Einkaufsliste für den Supermarkt schreiben. Ich muss nicht daran denken, welches Essen schnell verdirbt und was gerade das Obst der Saison ist. Mit all diesen Erfahrungen des letzten Jahres ist die Rückkehr nach Hong Kong eine neue Herausforderung. Ich suche nach einer neuen Art zu leben und nach einer anderen Rachel Lee.
Vielen Dank allen, die ich kennengelernt habe, und die mir geholfen haben, diejenige zu werden, die ich nun bin: eine reifere, fröhliche und aufmerksame Person. Ich bin sicher, wir werden uns bald wiedersehen.
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