von Josephat Seleman Hema aus Tansania

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich nach meinem Freiwilligendienst, der wie alle anderen abrupt endete, einige Dinge zu Hause wieder neu entdecken würde. Ich kam zurück nach Tansania, in das Land, das ich besser als gut kenne. Aber ich schmunzle jedes Mal, wenn ich merke, dass ich die meisten Dinge nach meiner Rückkehr wieder neu lernen muss.

Durch die Seminare, die Freiwilligenarbeit und die allgemeine Lebenserfahrung in Deutschland habe ich mich sehr verändert, und so erlebe ich viele eigentlich übliche Dinge neu. Zum Beispiel frage ich mich, ob einige “normale” Witze über Vorurteile wirklich okay sind als Witz oder nicht; mein Sinn für Humor zu Hause ist dadurch ein wenig beeinträchtigt worden. Ich frage heute nach der genauen Stunde und Minute, wenn ich Termine mache, und das verärgert viele Leute. Ich bin weniger ungeduldig mit langen bürokratischen Abläufen in öffentlichen Ämtern geworden. Ich habe auch schon das Links-Fahr-Gebot vergessen, das im tansanischen Verkehrssystem auf den Straßen gilt. Da also der größte Teil des Lebens hier nicht wie das deutsche ist, musste ich langsam wieder zur „Normalität“ zurückkehren. Aber auch mein Leben zu Hause wurde abenteuerlicher als zuvor. Ich denke heutzutage mehr nach und finde mehr Wertschätzung und Freude an jedem einzelnen einfachen Moment. Ich habe auch gemerkt, dass ich mir meine Lebensziele klüger als bisher setze.

Nun, ich kam zurück und ich musste mein Praktikumsprogramm wieder aufnehmen, das ich verschoben hatte, bevor ich nach Deutschland ging. Das dauerte länger, als ich erwartet hatte, aber schließlich konnte ich im Krankenhaus in Arusha, Nordtansania anfangen zu arbeiten. Sie können sich vorstellen, wie schwierig es ist, zu dieser Zeit in einem Krankenhaus zu arbeiten, in der sich wahrscheinlich alle anderen entscheiden, zu Hause zu bleiben. Aber eine solche Option für Beschäftigte im Gesundheitswesen gibt es nicht. Schließlich habe ich mich gefreut, gerade in diesen Zeiten für die Menschen in meiner Gemeinde zu arbeiten.

Ich freue mich darauf, sicher und gesund zu bleiben und mir 2021 einen Platz für das Universitäts-Masterprogramm zu sichern. Bei all dem habe ich folgende Pläne für die Zeit bis dahin:

– Schreiben.

– Teilnahme an verschiedenen Jugendprojekten, insbesondere mit meiner Kirche, ECD.

– Erkundung von mindestens zwei weiteren afrikanischen Ländern.

– Besteigen des Kilimandscharo bis ganz oben.

Vorerst muss ich mich auf mein Praktikumsjahr konzentrieren, das am 30. April 2021 endet. Ich bin froh, dass ich mich immer noch zugehörig fühle: dem Kirchenkreis Dortmund, dem Volunteershouse und der VEM. Ich hoffe, dass wir immer in Kontakt sein werden. Ich werde auch weiterhin Artikel im Blog des Volunteershouse schreiben.

Die Zeit rennt, es ist jetzt zwei Monate her, seit ich Dortmund verlassen habe, und ich muss zugeben, dass ich Deutschland so sehr vermisse.