Von Yeremia Dika Mahendra aus Indonesien
Mit diesem Blog möchte ich etwas von meinem Arbeitsplatz während meines Freiwilligendienstes in Deutschland erzählen. Ich arbeite in einer „OGS“ – offenen Ganztagsschule – in der Kreuz-Grundschule in Dortmund. OGS ist ein Betreuungsangebot für Grundschulkinder, die im Anschluss an den Schulunterricht in die Räume der OGS kommen. In Indonesien habe ich von so etwas noch nie etwas gehört, denn die Kinder gehen normalerweise nach dem Unterricht nach Hause.
Das Schulsystem ist unterschiedlich zwischen Deutschland und Indonesien auch im Hinblick auf die Dauer des Schulbesuchs. In Indonesien bleiben die Kinder 6 Jahre lang in der Grundschule, während sie in Deutschland schon nach 4 Jahren in der Abschlussklasse sind.
In der OGS habe ich fast täglich den gleichen Arbeitsablauf: Mittagessen mit den Kindern, dann Hausaufgabenbetreuung, und dann spielen wir drinnen oder draußen. Wenn das Wetter es zulässt, spielen wir meist draußen.
Ich bin sehr glücklich, dass ich dort arbeiten kann. Vor 9 Monaten, als ich angefangen habe, war ich sehr gespannt, wie eine Grundschule in Deutschland aussehen und welche Kinder ich treffen würde. Würden sie mich akzeptieren oder nicht? Vielleicht weil meine Hautfarbe eine andere ist, oder weil ich nicht so spreche wie sie. Ich war wirklich völlig überrascht, als ich mit ihnen in Kontakt trat: obwohl ich kein Deutsch sprechen konnte, haben sie mich akzeptiert und mich eingeladen, mit ihnen zu spielen. Einige Kinder haben mir fast täglich neue deutsche Wörter beigebracht.
In dieser Schule ist mir auch einiges passiert, was ich mir nie vorgestellt hätte. Ich hatte nicht erwartet, Kinder aus Sri Lanka, Indien, Afrika, Indonesien, China, aus der Türkei und aus Pakistan an dieser Schule zu treffen. Aber offensichtlich konnte ich alle diese Kinder an der Kreuz-Grundschule kennenlernen. Es war wirklich beeindruckend zu sehen, dass sie alle zusammen mit Kindern aus Deutschland in einer Schule waren. Die Kinder lernen und spielen miteinander. Egal wie die Hautfarbe ihres Freundes aussieht oder aus welchem Land die Freundin kommt: sie haben Spaß miteinander. Wenn es manchmal Streit gibt, dann ist das nur für einen kurzen Augenblick, und danach spielen sie wieder miteinander. Irgendwie merken sie, was wichtig ist, und sie sind sehr unschuldig.
Diese Unschuld gibt es leider nicht mehr bei uns Erwachsenen; oft ist Rassismus ein Thema, und manchmal führen solche Konflikte sogar zu Gewalt. Vielleicht sollten wir uns vor diesen Kindern schämen, wenn wir immer noch rassistisch denken und handeln. Wir sollten uns hüten, unser Denken diesen Kindern weiterzugeben. Lasst die Kinder mit aller Farbenvielfalt um sie herum aufwachsen, damit sie wissen, wie farbenfroh die Welt ist.
An unserer Schule gibt es eine große Leinwand mit der Inschrift „Wir sind eine bunte Schule“. Das ist ein ganz simpler Satz, der aber meiner Meinung nach eine große Kraft hat. Dieser Satz bestätigt, dass wir wunderschön sind in jeder unserer Farben, und dass diese Schule etwas besonderes ist in ihrer Farbenvielfalt.
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