von Stanslaus Shayo aus Tansania

Von Zeit zu Zeit veröffentlichen wir hier Beiträge von Freund*innen des Volunteershouses. Wir nennen diese Artikel dann Gast-Blog. Dies ist ein Gast-Blog-Beitrag von Stanlaus Shayo. Stan besuchte das Freiwilligenhaus im November 2019, als er sein internationales Praktikum am FN Brno Bohunice Hospital in Brünn, Tschechische Republik, absolvierte. Er teilt seine Erfahrung als Arzt im Praktikum in Tansania während dieser Zeit des globalen Ausbruchs der COVID-19 Pandemie. Er schreibt:

„Der Abschluss der Muhimbili Universität nach fünf intensiven Jahren der Ausbildung im Medizinstudiums gab mir die Möglichkeit, die Welt zu bereisen. Ich hatte mich für das Medizinische Austauschprogramm in der Tschechischen Republik eingeschrieben und es hat gut geklappt. Während zweier Urlaubswochen konnte ich einige deutsche Städte wie Dresden, Leipzig, Berlin, Wuppertal, Düsseldorf, Frankfurt und Dortmund besuchen. Ich traf Derek und Josephat, die mit mir an derselben Universität in Tansania studiert hatten. Ich besuchte auch das Haus der Freiwilligen, in dem Josephat während seines Freiwilligenjahres lebte, und ich hatte Spaß, Carol, Dika, Hannah, Rachel und Andro zu treffen.
Nach meinem Austauschprogramm in Tschechien und Abenteuern in Deutschland kehrte ich nach Tansania zurück und nahm meine Praktikumstätigkeit im Nationalkrankenhaus auf. Ich arbeitete in der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie in den ausgehenden Tagen des Jahres 2019, als das Corona-Virus als medizinischer Notfall in China angekündigt wurde. Natürlich war es bis dahin keine große Sache, da es nicht das erste Mal war, dass eine solche Warnung ausgelöst wurde. Es war der ganz normale Ablauf in China; sie können damit umgehen, glaubten wir alle, abgesehen davon ist es nur eine normale Grippe.

Es war der 16. März 2020, als die Regierung den ersten Coronavirus-Fall in Tansania bekannt gab. Zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit bereits zur globalen Pandemie erklärt worden. Offensichtlich war dies doch nicht nur eine normale Grippe, und jetzt war dies mein Problem. Die Physiologie der Krankheit ist ein Mysterium, Art der Übertragung und Prävention noch umstritten und die Welt sehr weit weg von einem Impfstoff, an eine Heilung ist noch gar nicht zu denken. Jeder bestätigte Fall, jeder Todesfall wirft mehr Fragen als Antworten auf!

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Krankheit auf mein Krankenhaus ausbreitete. Das Land hatte Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen: alle unnötigen Veranstaltungen und Versammlungen wurden abgesagt, Schulen und Universitäten geschlossen. Jeder wurde angewiesen, jederzeit eine Gesichtsmaske anzuziehen, und Einrichtungen zum Händewaschen wurden in allen wichtigen Bereichen platziert, die die Menschen benutzen konnten. Im öffentlichen Nahverkehr wurde die Anzahl der Fahrgäste beschränkt, um eine Anhäufung von Personen zu verhindern. Fußballwettkämpfe sowie andere Sportveranstaltungen wurden auf Eis gelegt. Hochzeiten wurden abgesagt oder auf eine minimale Anzahl von Teilnehmer*innen beschränkt. Auch die Gemeindeversammlungen wurden überprüft. Der Staat verbietet nicht, sich zum Gebet zu versammeln, aber den Menschen wurde geraten, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen während der Gottesdienste. Sie wurden auch aufgefordert, für die Errettung der Nation zu beten.
Bei der Arbeit im Krankenhaus wurden auch Maßnahmen getroffen. Jede*r Mitarbeiter*in sollte jeden Tag mit notwendigen Schutzausrüstungen versorgt werden. Eine Spezialabteilung wurde gebildet, die sich nur mit mutmaßlichen Covid-19-Patienten befassen sollte. Sie wurde mit den erforderlichen Schutzausrüstungen ausgestattet, und eine spezielle Isolierstation wurde für sie eingerichtet. Alle Covid-19-Patienten sollten dann in andere ausgewählte Krankenhäuser oder Quarantäneeinheiten geschickt werden.

Ich bin Assistenzarzt in der chirurgischen Abteilung. Ich habe keine Symptome der Krankheit und gehe jeden Tag zur Arbeit. Nicht, weil ich dazu gezwungen bin, oder weil ich nicht einfach zu Hause bleiben kann, sondern weil ich es für richtig halte. Ich halte mich an meinen Eid und ich liebe meine Arbeit.